Montag, 9. Juli 2007

Der neunte Tag, 26.05.07: Von Damaskus nach Al-Azrak

Heute gefahren 360 km

Heute werden wir die syrisch-jordanische Grenze überqueren und das eigentliche Ziel der Rallye erreichen: Jordanien. Wir werden in die Wüste fahren, Kamele streicheln und in Oasen campen. Denken wir jedenfalls.
Hochmotiviert geht’s ab in den Frühstücksaal, wo uns ein einfaches Frühstück erwartet: Schwarze Oliven, Fladenbrot, ein Ei, Gurke und Marmelade. Wir sind schließlich in einem christlichen Gästehaus und in keinem Luxushotel! Chaddah hat versprochen uns noch aus der Stadt zu geleiten – damit wir den Weg zur Schnellstraße Richtung Jordanien auch finden. Er kommt wieder pünktlich und hat Abschiedsgeschenke dabei – für jedes Paar ein kleines Fläschchen Arrak. Für mich ein großes. Ich hatte mich bereits am Vorabend als Arrak Fan geoutet! Und irgendwie ist das wohl der Dank, dass Katja und ich ihm einen alten deutschen Bierkrug und etliche geschmuggelte Dosen Weißbier zur Begrüßung überreicht haben. Dabei hatte gestern jeder schon ein Tuch als Geschenk erhalten – als Sonnenschutz für die Wüstentage. Es ist halt schwer, syrische Gastfreundschaft zu toppen. Den ganzen gestrigen Tag bestand er darauf sämtliche Rechnungen zu bezahlen. Sogar die Ansichtspostkarten, die wir kauften, konnten wir nicht selbst bezahlen. Zumindest am Abend wollten wir die Rechnung für das Gelage übernehmen – was er uns schließlich nach langem Zögern erlaubte. Aber die Summe war mit 60 Dollar so lächerlich niedrig, dass auch da was nicht stimmen konnte. Vielleicht bezahlten wir nur das Trinkgeld?

Noch ein letztes Mal in Syrien tanken – 40 Cent – wer weiß, ob wir es noch mal so billig bekommen, Alberts ADAC-Reiseführer glaubt es jedenfalls nicht. Im Wahnsinnsgewimmel an den Zapfstationen fängt sich der Audi noch eine kleine Beule ein. Ein Syrer hatte unachtsam zurückgesetzt. Na und? Das ist schließlich ein Rallyeauto!

Am Highway gibt es noch ein paar Einkaufsmöglichkeiten. Wir brauchen Wasser, ganz viel Wasser. Ein bisschen Obst und Brot. Der Laden ist von verblüffendem Chic. Eine Riesenauswahl an Essbarem, offen oder appetitlich verpackt, gleich im Eingangsbereich fällt der Blick auf einen Brotpaternoster hinter der ersten Verkaufstheke. Dort fahren richtige Brote – keine Fladen – zu Werbezwecken an der Wand auf und unsichtbar wieder ab. Wir stopfen uns in dieser syrischen Raststätte, die einem Gourmet-Tempel ähnelt, die Taschen voll, erwerben zwei Sorten heißer Minipizzen und seltsam aussehendes Gebäck, das beim Hineinbeißen staubt. Dann geht’s ab. Raus aus der Stadt durch eine karge Landschaft mit diesen oder jenen Plantagen. Kleine Bewässerungsgräben halten das Ganze am Wachsen. Manchmal dienen diese auch als Badestellen – die Wasserrinnen, die im Schatten liegen, sind bevölkert – vor allem Familien genießen hier den Feiertag. Verhüllte Frauen waten im Wasser, kleine Kinder tollen nackt darin herum.

Und jetzt zur jordanischen Grenze. Wer da eine Grenzprozedur à la Syrien erwartet, muss sich wundern. Mehr als ein „Welcome“ ist auf der jordanischen Seite nicht drin! Wir werden vom ersten Posten durchgewunken und zum großen Parkplatz des Rallyetrosses geschickt. Alle Prozeduren finden jetzt unsichtbar statt. Was erforderlich ist, um nach Jordanien einzureisen, nimmt uns die Organisation ab. Wir plaudern mit anderen Teams, tauschen ein paar Jordanische Dollars – liebevoll Jedis genannt – und erhalten einen sorgfältig ausgearbeiteten Straßenplan, der so aussieht. (bild folgt)
Darin sind die Aufgaben des heutigen Tages versteckt. Die Käserei finden und durch die Wüste ins Camp fahren. Dann überqueren wir die Grenze auf der Diplomatenspur, vorbei an einem Autofriedhof. Vom Oldtimer bis zur jüngsten Luxuskarosse ist alles dabei – ein Mix aus Fahrzeugen, die offenbar den erforderliche Einfuhrzoll nicht bezahlt haben. Als Rallyeteilnehmer bleibt uns dies erspart – Gerüchten zufolge beträgt der Einfuhrzoll mehrere tausend Dollar. Dafür würden wir uns von Carlos jederzeit trennen. Aber bezahlen müssen wir auch – kurz nach der Grenze erwarten uns die jordanischen Sponsoren und bekleben die Autos wie wild und völlig planlos. Die kunstvoll geplante Harmonie ist damit zerstört.

Um 14.15 Uhr finden wir die Käserei oder das, was sie mal werden soll. Ehrlich, wir sind erschüttert wie wenig in einem Jahr hier passiert ist, gerade mal ein paar Grundmauern sind hochgezogen, ein kleines einstöckiges Gebäude (sieht mehr nach einem Geräteschuppen aus) steht da und ein paar Handwerker agieren wie Statisten in einem Entwicklungshilfe-Schauspiel, dessen Regieanweisung offenbar lautet: für den Staatsbesuch Geschäftigkeit vortäuschen. Die Faktoren Zeit und Geld lassen uns zweifeln. Zeit. In einem Jahr muss selbst mit einem Bautrupp von 2 Leuten mehr zu schaffen sein. Für 40.000 Euro sollte man mehr als die paar Steine bekommen. Ob die Spendengeldern hier richtig eingesetzt sind, vollständig angekommen oder die Leute überhaupt motiviert sind Käse herzustellen – es sieht jedenfalls recht zweifelhaft aus. Überhaupt: das mit der Milchbeschaffung haben wir nicht so recht kapiert. Große Schafherden haben wir nicht gesehen und Kühe dürften sie in der Steinwüste kaum satt bekommen. Wir schießen die Erinnerungsfotos und brechen zur spannendsten Aufgabe der ganzen Rallye auf. Den Weg in die Wüste. Rund 60 km dürfen wir nun dirt road fahren – vorausgesetzt wir finden sie. Ein Indiz, dass wir richtig sind, liegt am Weg: Das Wüstenschloss El Jamal. Der Eingang zur Wüste ist leicht zu finden – ein Geländewagen der Highway Patrol fährt vorneweg. Aber offenbar kennen die sich an einigen Stellen auch nicht so recht aus. Wir fahren zwar schon längst auf der Dreckpiste aber offenbar nicht auf der richtigen. Erst bleiben die Polizisten stehen, um ein paar Beduinen zu fragen – dann geht es wieder ein Stück zurück. Irgendwann winken sie uns ab – hier lang. Und wir fahren allein los. Aber irgendwas kann nicht stimmen. Der Weg geht weder in die Wüste noch zu dem Wüstenschloss. Über 2 Stunden irren wir herum auf Teerstraßen durch ein paar Dörfer. An einigen Kreuzungen stehen Wegweiser der Rallyeleitung. Als wir diese zum zweiten Mal passieren, wissen wir nicht nur dass wir falsch sind. Wir wissen auch, dass wir diesen Wegweisern nicht trauen können. Denn jetzt weisen die Pfeile in eine andere Richtung. Es bringt auch nichts nach dem Weg zu fragen. Die einen schicken uns da lang die anderen dort. Wenigstens finden wir das Wüstenschloss El Jamal was eine Höchstleistung ist. Weil es nichts von einem Schloss hat, sondern eher von einem Steinhaufen, der am Ackerrand aufgeschichtet wurde. Und dann, wie durch ein Wunder, finden wir den richtigen Weg. Oder wenigsten einen Weg in die Wüste. Erst ist die Piste steinig und dann kommt feiner Sand. Nicht weich, sondern fest. Auf einer Breite von mehreren hundert Metern kann man nun nebeneinander fahren und lange Staubwolken hinter sich herziehen. Wir machen Fotos, wir rasen hinter den Staubwolken des Vordermannes im Blindflug hinterher. Wir versuchen zu driften und schleudern die Autos um die eigene Achse im Sand! Alles Show für die Kamera!

Bisher haben wir nur einen Menschen hier getroffen. Ein Beduine, der offenbar eine Wasserpumpstation bewacht, aus der es etwas tröpfelt und den Boden ein bisschen schlammig macht. Wir haben ihm eine Mütze geschenkt, die er anstatt seines Tuches aufsetzt. Wir haben ein bisschen geplaudert – mit den Händen. Und wir haben leider seine Einladung im original Beduinenzelt Tee zu trinken ausgeschlagen. Doof von uns!
Jetzt treffen wir hier noch mal Menschen. Hey, was sind das für coole Typen?! In der Ferne sehen wir einen Traktor, der wie ein Ochse mit Rinderwahnsinn im Kreis fährt. Offenbar hat der genauso Spaß am Spielen wie wir. Als wir näher kommen hat er den Tank leergefahren. Da Helmut unbedingt in der Wüste Traktor fahren will, versuchen wir das Ding flott zu bekommen. Geht nicht. Dann wollen wir es anschleppen. Geht ebenfalls nicht. Gegen den Traktor hat der Opel Frontera vielleicht ne Chance. Nicht aber das Abschleppseil, das reißt wie ein Bindfaden.
Schade. Aber Hilfe ist längst unterwegs. Auch die Beduinen haben Handys, die neuesten Modelle.

Ein paar Kilometer später werden wir bitter enttäuscht. Am Horizont eine gewaltige Staubfahne – der Rallyetross. Offenbar ging es den anderen ähnlich wie uns, sie haben den Weg in die Wüste nicht gefunden, worauf die Rallyeleitung entschied im Konvoi durch die Wüste zu fahren. Wir schließen uns hinten an. Das bedeutet: anstatt mit 80 – 100 Sachen durch die Gegend zu brettern, zuckeln wir nun mit Tempo 40 in einer Kolonne, vor uns der Krankenwagen des Würzburger Teams. Einen Ausbruchversuch wagen wir noch. Wir heizen an allen anderen vorbei, lassen die unseren Staub schlucken, überholen auch das Polizeifahrzeug an der Spitze – und haben dann nach einem Kilometer eine Reifenpanne. Weil wir den andern nicht die Freude gönnen wollen, uns mit der Panne zu sehen, täuschen wir einen Fotostopp vor. Alle winken und hupen. Wir winken und knipsen. Als sie vorbei sind, beginnt der Reifenwechsel. Eine Holzdiele aus Wolferstadt war dabei unverzichtbar.

Erneut schließen wir uns dem Konvoi an und kommen im Schritttempo fahrend gegen Abend im Camp Al Azrak an. Die Bilanz des Wüstenausfluges: mehrere aufgerissene Ölwannen und sogar ein aufgeschlitzter Benzintank, etliche Reifenschäden, Kühlerprobleme. Einer hat das einzige Schlammloch in der Wüste übersehen, er kommt hüfthoch verdreckt zum Abendessen. Drei Autos hängen klinisch tot am Abschlepphaken. Was mehrere tausend Straßenkilometer nicht geschafft haben, kam nach nur wenigen Wüstenkilometern in Gang. Die Selektion der härtesten Teams und besten Fahrzeuge hatte begonnen.

Sonntag, 1. Juli 2007

Der achte Tag, 25.05.07: Die Sehenswürdigkeiten von Damaskus

Damaskus die Perle des Orients, die Stadt von der Dichter aller Jahrhunderte stets in den höchsten Tönen geschwärmt haben, wartet darauf von uns entdeckt zu werden. "Wenn es das Paradies auf Erden gibt, dann gehört Damaskus ohne Zweifel dazu, und wenn das Paradies im Himmel liegt, dann ist Damaskus sein irdisches Gegenstück", schrieb ein Reisender Anfang des 12. Jahrhunderts über diese Stadt.

Die erste Überraschung – unser syrischer Freund ist pünktlich ja sogar ein Viertelstunde vor dem vereinbarten Termin da um uns abzuholen. Von wegen orientalische Unpünktlichkeit! Oder war er schon zu viel mit deutschen Geschäftspartnern zusammen. Er hat Verstärkung mitgebracht. Seine sympathische 18 jährige Tochter Joudi, die ein ausgezeichnetes Englisch spricht. Der Plan: wir fahren mit zwei Autos. Joudi und ihr Vater verteilen sich auf die beiden Fahrzeuge – so ist in jedem Auto für Erklärungen bei der Stadtrundfahrt gesorgt.



Die Pauluskapelle

Erste Station: die Pauluskapelle, an der Paulus eines Nachts von seinen christlichen Helfern in einem Korb aus dem Fenster hinuntergelassen wurde, damit er vor den Juden fliehen konnte. Ein sehr gepflegte kleine Kirche, die an die biblische Geschichte plastisch erinnert. In einer Ecke steht ein großer Weidenkorb, der sagen will: so könnte es doch gewesen sein.

Es ist jetzt gegen 16.30 noch unglaublich heiß und auch der Verkehr bringt einen wieder ins Schwitzen. Hatte ich schon erwähnt dass ich mir das Lenkrad von Carlos geschnappt habe um mich in den Verkehr von Damaskus zu stürzen? Etwa 1,5 Millionen Menschen leben in Damaskus und etwa 1-1,5 Millionen kommen an Werktagen in die Stadt um dort zu arbeiten. Aber da heute Freitag der Feiertag ist, ist die Stadt also halbleer – und der Verkehr der mir so wirr und laut vorkommt nur die Hälfte des Üblichen.



Hinterm Lenkrad

Wie soll das bloß funktionieren wenn sich das Gewühle verdoppelt? Leider hat der Freitag noch einen Nachteil – der Suk ist geschlossen, der berühmte Suk von Damaskus, der allen Reisenden als erstes einfällt wenn sie von den Besonderheiten dieser Stadt erzählen. Das ist doppelt schade, da wir zum einen große Gewürzeinkaufspläne hatten und zum anderen die heutige Tagesaufgabe darin bestand bei einem bestimmten Gewürzhändler im Suk drei Sorten Pfeffer und etwas Curry zu kaufen. Wie soll das gehen, wenn er nicht da ist,die Hitze zwingt uns zum ersten Stopp. Wir fahren in ein christliches Viertel und staunen – die jungen Mädchen laufen so sommerlich bekleidet herum wie bei uns auch - wer arabische Metropolen nur aus dem fernsehen kennt, hat schwarzgekleidete Frauen und Mullahs beim US-Flaggenverbrennen erwartet. Und irgendwie hat das Viertel eine Coolness wie sie in Szenevierteln westlicher Großstädte auch anzutreffen sind – die Häuser sind schick und gepflegt, die Leute gestylt und am Straßenrand parken liebevoll erhaltene Oldtimer. Amerikanische Straßenkreuzer sind besonders beliebt. Bei dem Benzinpreis kein Problem: 40 Cent kostet das Benzin in Syrien – das gab’s bei uns doch auch mal, aber vor wie viel Jahren.
Unser Ziel ist ein ganz spezieller Saftladen, der beste von ganz Damaskus. Wie sich herausstellt ist es der beste Saft der ganzen Welt – man kann sich alle denkbaren frischen Früchte dort pressen lassen – das Beste ist allerdings der Cocktail – ein Mix aus allem was derzeit reif und wohlschmeckend ist. Neben Apfel und Orange kann das Getränk auch Limone, Karotten, Granatapfel oder Karotten enthalten. Die Mischung ist wohl geheim aber eines enthält es nicht Zucker, Gewürze oder andere Zusätze. Dann geht es durch eines der sieben Tore in die Altstadt. In einer der verwinkelten Gassen lassen wir das Auto stehen - wir finden tatsächlich einen Parkplatz! Übrigens im Buch von Rafik Schami „Damaskus. Der Geschmack einer Stadt“ ist ein Spaziergang durch die Altstadt aufgezeichnet. In etwa die gleichen Wege laufen wir jetzt. Vorbei an unzähligen kleinen Geschäften, durch winzige Gassen und treffen schon bald wieder die ersten Rallyeteams. Respekt, es gibt sogar Teams die ganz ohne Führer ins Herz dieser Stadt und zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gefunden haben.

Das größte kam aber gleich noch: der Besuch in der Omariyaden Moschee. Für die beiden Frauen nur durch eine vollständige Körperverhüllung möglich – sie mussten sich einen braunen Kapuzenmantel ausleihen und konnten nur so die Mosche betreten.




Der Innenhof der Omaryiaden Moschee


Der Innenhof gehört für mich zu den schönsten Plätzen der Welt. Der Markusplatz ist auch nicht schlecht, aber dort stören die Tauben und vor allem die Touristen. Man läuft in dem rieseigen Innenhof geschützt von den mächtigen Mauern und Gebäuden der Moschee, unter einem strahlendblauen Himmel, barfuß auf dem glücklicherweise erwärmten Marmorboden und sieht dem friedlichen Treiben der Menschen zu, die alle den ort auf ihre Weise genießen. Sie staunen weil sie das erste Mal hier sind, sie treffen sich und plaudern, sie sitzen auf dem Boden als würden sie campieren und zwischendrin toben Unmengen spielender Kinder. Vielleicht ist es auch die Abendsonne die dem Platz jetzt diese besondere Stimmung und das wunderbare Licht gibt in dem Gebäude, Mosaike und Verzierungen wirklich märchenhaft erscheinen.

Eine echten Märchenerzähler treffen wir dann übrigens auch noch in einem Altstadtcafe in dem sich Touris und Einheimische mixen. Er sitzt auf einem Stuhl hoch erhoben oder erhaben und sieht freilich sehr komisch aus. Manchmal liest er mit erhobenem Zeigefinger, manchmal säuselt er und zum Schrecken der Zuhörer, vor allem der Kinder, zieht er an manchen Stellen ein riesiges Schwert heraus und rollt sehr drohend mit den Augen.



Märchenerzähler in einem Altstadtcafé

Übrigens ich weiß jetzt auch noch dass es neben dem Beruf des Wasserträgers (im Radsport) den des Kohleträgers (in Damaskus) gibt. Das ist ein Mann der mit einem eisernen feuerfesten Töpfchen durch das Café geht und die Wasserpfeifen befeuert!
In dem kleinen Altstadtcafe rauchen wir endlich die erste Wasserpfeife dieses Urlaubs und bestimmt nicht die letzte unseres lebend. Es ist einfach zu gut – obwohl unsere syrischen Freunde sagen, es sei 30-mal schädlicher als Zigarettenrauch. Kann man sich kaum vorstellen schließlich wird der überaus feuchte Tabak beim Wasserpfeife rauchen nicht verbrannt sondern die von den glühenden Kohlen ausgehende Hitze zieht durch ihn hindurch nimmt die Geschmacksstoffe mit und kommt wunderbar weich in der Lunge an. Es schmeckt nach Apfel! Ok, vielleicht wirkt das bisschen Nikotin dann doch – denn man fühlt sich verdammt heiter, sehr entspannt und irgendwie zu weiteren Genüssen bereit.

Die kommen dann beim Abendessen – sieht ganz so aus als hätten uns unser Gastgeber in eines der besten Restaurants der Altstadt geführt. Ein christliches Restaurant wohlgemerkt, denn hier gibt es ohne Umschweife Alkohol zum Essen, ein offenbar schmackhaftes syrisches Bier und für mich Arak ein Getränk das mit Raki, Ouzo oder Pernod verwandt ist. Klasse!



Gelage in Damaskus

Wer in Syrien isst darf auf die Vorspeisen nicht verzichten. Das Essen fängt erst gelinde mit ein paar Schälchen an, steigert sich dann aber im Viertelstundentakt und artet dann - wie es Helmut ganz richtig sagte - in ein regelrechtes Gelage aus. Ich weiß nicht was wir alles gegessen haben, aber das was ich noch weiß kann ich gerne erzählen: Hummus (Kichererbsenpüree), Tabbule (ein Petersiliensalat mit Weizengrütze), Baba Ghanush (pürierte, gebackene Auberginen), Mutabbal (Aubergine püriert mit Joghurt). Absolut lecker ist Fattush, ein gemischter Salat mit grünem Salat, Tomaten, Gurken und knusprigen gerösteten Stücken vom Fladenbrot. Aber das ist vielleicht nur ein Viertel der Speisen die wir gegessen haben.

Als wir gegen Mitternacht nach Hause gehen ist es sehr still. Nicht weil wir am verdauen sind. Damaskus, die große syrische Metropole kennt kein Nachtleben und schläft schon – fast.